12. September 2021

„Über die Zukunft des Verbrennungsmotors wird in China entschieden“

Niederbayerische FDP im Gespräch über die Chancen und Herausforderungen der Automobilindustrie

(Mariakirchen) Die Automobilbranche ist zweifelsfrei eine der Schlüsselindustrien in der Region. Gerade diese steht mit der Mobilitätswende vor enormen Herausforderungen, zu deren Bewältigung die Politik gefragt ist.

Fdp niederbayerntour mariakirchen

Keine Verbote, sondern technologieoffene Rahmenbedingungen für die Autoindustrie forderte die FDP auf einer Diskussionsrunde (v.l.): Wahlkreis-Direktkandidat Claus Rothlehner und die niederbayerische FDP-Bezirksvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Nicole Bauer (Velden) (Foto: privat).

Forschung und Technologieoffenheit statt ideologischer Scheuklappen, so lautet die Devise der Freien Demokraten. „Wir sind gegen unverhältnismäßige Verbote in der Mobilität. Wir setzen auf Innovation, Vernunft und Freiheit“, betonte die FDP-Bezirksvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Nicole Bauer auf der Diskussionsveranstaltung am Freitagabend im Schlossbräu in Mariakirchen.

„Die Mobilität wandelt sich global: Statt diesen Wandel offen mitzugestalten, fixiert sich unser Land auf den Elektroantrieb – eine Antriebsart, die für viele Anwendungen gar nicht infrage kommt“, so führte der Rottaler FDP-Kreisvorsitzende Nick Kelldorfner ein. Es sei besorglich, dass einige politische Kräfte den hart erarbeiteten Wohlstand so leichtfertig aufs Spiel setzen würden. Der Staat sei über die letzten Jahre viel zu träge geworden, um mit einem “weiter so” noch langfristig auf dem Weltmarkt bestehen zu können, erklärte Kelldorfner.

„Die Zukunft der Mobilität wird höchstwahrscheinlich in China entschieden“, stellt die niederbayerische Bezirksvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Nicole Bauer fest. „Um unsere Automobilindustrie zu sichern, müssen wir technologieoffen denken und neben der E-Mobilität auch zu alternativen Kraftstoffen forschen.” Ein pauschales Verbot von Diesel- und Benzinmotoren lehne die FDP aus diesem Grund ab. Durch die von der FDP geforderte Ausweitung des CO2-Emissionshandels werden sich nach Einschätzung von Bauer umwelt- und klimafreundliche Motoren und alternative Kraftstoffe durchsetzen. Tempolimits und Motorradfahrverbote seien ebenso weder progressiv noch nachhaltig, sondern eine rein ideologische Debatte.

„Gerade bei uns im ländlichen Raum führt in näherer Zukunft kein Weg am Verbrenner vorbei“, erklärt der FDP-Direktkandidat Claus Rothlehner. Der verheiratete Diplom-Kaufmann und Geschäftsführer eines mittelständischen Handwerksbetriebs aus Eggenfelden verweist darauf, dass die Ladezeiten bei der Elektromobilität das größte Problem seien. “Für die meisten Handwerker ist ein Batterieantrieb aus diesem Grund untauglich, ganz abgesehen davon, dass sich viele Mittelständler solche Fahrzeuge nur schwer leisten können. Die Batteriepreise sind enorm hoch, die Lebensdauer einer solchen Batterie ist allerdings verhältnismäßig kurz.”

Anknüpfend daran stellt Nicole Bauer die Frage, ob es überhaupt ökologisch sinnvoll sei, voll auf die Elektromobilität zu setzen, denn die Produktion einer solchen Batterie emittiere riesige Mengen CO2. Daneben seien die benötigten Rohstoffe für die Produktion stark begrenzt und auch hier habe sich China bereits einen Großteil gesichert. Die FDP fordert aus diesem Grund mehr Tempo beim Wasserstoff und bei den synthetischen Kraftstoffen. Neben der ideologischen Fixierung leide die deutsche Automobilindustrie aber auch unter den höchsten Strompreisen Europas. Die Frage der sicheren und preisgünstigen Energie stelle sich besonders, da Ende des nächsten Jahres die letzten Kernkraftwerke vom Netz gehen. Die FDP fordert als wirksame Sofortmaßnahme, die Umlagen und Abgaben auf Energie umfassend reformieren und die Stromsteuer ersatzlos zu streichen.

Schützendeckung bekam die FDP-Abgeordnete vom Mitbewerber im Wahlkreis: FW-Direktkandidat Werner Schießl (Eggenfelden) führte aus, dass er auch für den Klimaschutz eintrete, aber dass sich Deutschland die Maßnahmen der Grünen nicht leisten könne. Der Ausbau von neuen, innovativen und ökologischen Mobilitätsprojekten wie z. B. Stuttgart 21 oder der ICE-Ausbau von München nach Berlin seien auch von Naturschützern immer wieder blockiert worden. Schießl erinnerte ebenso an die Stilllegungspläne für die Rottalbahn. Erst mit dem entsprechenden Angebot eines Stundentakts sei die Südostbayernbahn attraktiv für die Bevölkerung geworden.